Schlagwort-Archive: Butz

Butzenzunft Hirrlingen e.V.

Butzenzunft HirrlingenMan weiß es in der ganzen Umgebung: die Hirrlinger verstehen sich aufs Feiern. Und das gilt natürlich in ganz besonderer Weise für die Fasnet. Sie beginnt hier nach alter Überlieferung an Mariä Lichtmeß – das ist der 2. Februar. Jetzt treiben sie um, die Butzen, Hexen, Butzenzutteln.

Hirrlinger ButzSo sieht er aus, der Butz: einen schwarzen Rock trägt er um die Hüfte, einen schwarz-rotkarierten um die Schulter. Dazu Langschäfter und eine Maske, aus Lindenholz geschnitzt und mit einem frischen Tannenzweig bekrönt. Seit dem 18. Jahrhundert lässt sich diese Maskentradition nachweisen. Schnell erklärt ist die Herkunft der Maskengestalt – alte Röcke gab’s in jedem Hause, und die Maske schnitzte man selbst oder fand dafür einen geübten Handwerker. Um Butz und Bräuche zu erhalten, wurde 1962 die Butzenzunft gegründet. Sie führte auch die Butzenzuttel ein, die ebenfalls eine Holzmaske trägt; damit war die Hirrlinger Fasnet auch für Frauen und Mädchen offen. Die Hexen schließlich: die ersten sah man um 1950 im Ort. Die der Zunft, die Schloßhexen, tragen weiße Bettkittel mit Schultertüchern, karierte Röcke und Schürzen, Ringelsocken und handgeflochtene Strohschuhe. Selbstverständlich sind sie mit Besen ausgestattet, und Laternen beleuchten ihr närrisches Treiben.

Narrenzunft Haigerloch e.V.

Im Felsenstädtchen Haigerloch ist der Beginn einer organisierten Fasnacht auf die Zeit um das Jahr 1885 zu datieren. Und in der Nachfolge des damals aktiven Narrenkommitees, das auch die älteste, bekannte Narrenzeitung von 1898 herausgab, gründete sich am 5.2.1906 – dem damaligen Einfluss entsprechend – ein „Carneval-Verein Haigerloch“, der sich schließlich 1930 im Jahr der Aufnahme in die Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte in „Narrenzunft Haigerloch“ umbenannt hat.

ha_gr002Stolz ist man in Haigerloch auf die umfangreiche Tradition. So lassen sich Fasnetsbräuche allgemein bis in das Jahr 1457 zurückverfolgen. Und Fasnachtsumzüge, der Brauch der Fasnetsküchle als herrschaftliche oder kirchliche Gabe sowie die „Unsitte“ des Fasnachtsbegrabens sind bereits im 17. und 18. Jahrhundert beschrieben.

Einer der ältesten, noch bestehenden Haigerlocher Fasnetsbräuche ist das Bräuteln, das erstmals 1860 durchgeführt wurde und bis heute in nahezu unveränderter Form abgehalten wird. Es handelt sich dabei um einen in einigen anderen hohenzollerischen Städten üblichen Brauch, der möglicherweise auf alte Fruchtbarkeitsriten zurückgeht, vielleicht aber auch auf die Zeit nach dem 30-Jährigen Krieg zur Aufmunterung der Lebenslust im Allgemeinen und der Heiratslust im Besonderen. Heute wird das Bräuteln als ein Aufnahmeritus in die örtliche Gemeinschaft gesehen und findet alle 4 Jahre, jeweils im Schaltjahr am Fasnetsmontagvormittag statt. Die Bräutlinge, alle Mannsleut, die in den letzten 4 Jahren zugezogen sind, gebaut oder geheiratet haben, werden unter den Klängen des Bräutelmarsches auf der Bräutelstange dreimal um den Marktbrunnen getragen und anschließend durch Eintauchen der linken Fußspitze in das Brunnenwasser in die Narrengemeinschaft aufgenommen. Organisiert und Abgehalten wird das Bräuteln von der Bräutelgesellschaft, einer Abteilung der Narrenzunft, die aus ledigen jungen Männern ab 16 Jahren, den Bräutelbuben, besteht. Diese haben bereits am vorausgehenden „Auseliga Dauschtig“ das Bräuteln ausgerufen und die Bräutlinge eingeladen.

Weitere Bestandteile der Haigerlocher Fasnet sind das Häsauslufta am Dreikönigstag, die Kinderfasnet am „Auseliga“ mit der Schulkinderbefreiung und dem Auswerfen durch die nur an diesem Tag in Erscheinung tretenden „Dominos“ sowie dem Kinderumzug und dem Kinderball, das Fasnetsausrufen am Abend des „Auseliga“ mit dem Absetzen des Stadtschultes und der Machtübernahme durch den Narrenzunftmeister. Straßenfasnet mit Narrentreiben und Umzug bilden den Schwerpunkt am Fasnetsmontag, dem Hauptfasnetstag, während am Fasnetsdienstag die Fasnet nach einem Fackelumzug unter lautem Wehklagen verbrannt wird.

Ein hohes Alter besitzen die Haigerlocher Fasnetsmasken „Bischöfle“ und „Rottweiler“, zusammen auch als „Grombiradrucke“ bezeichnet. Sie stammen aus dem 18. Jahrhundert und zählen damit zu den ältesten vorhandenen Masken der schwäbisch-alemannischen Fasnet. Die spätbarocken, geschlechtslosen Glattlarven sind vermutlich damals in der Werkstatt der Rottweiler Dominikaner entstanden und durch verwandtschaftliche Beziehungen nach Haigerloch gelangt. Das Häs aus ungebleichtem Leinen ist mit hochkantstehenden bunten, rautenförmigen Fleckle besetzt. Ausgerüstet sind die „Grombiradrucker“ mit Rätschen, Federwischen, Saublodern oder Karbatschen, den kurzstieligen, bis zu 4 m langen Fasnetspeitschen.

Dem beginnenden 19. Jahrhundert zugerechnet wird der „Stadtbutz“, der unter den Haigerlocher Maskenfiguren eine ordnende Funktion hat und mit seinem Reisigbesen dem Umzug voran geht. Und kaum weniger alt sind die beiden Weißnarrenfiguren „Remple“ und „Uhrafiedla“ und auch die den Frauen und Mädchen vorbehaltene „Fledermaus“, die einen Schleier aus weißem Vorhangstoff trägt, dessen Zipfel auf dem Kopf mit bunten Bändern zu Ohren abgebunden sind.

Butzenzunft Kiebingen e.V.

Kiebinger ButzKiebingen mit rund 2050 Einwohnern liegt im Neckartal zwischen Städten Tübingen und Rottenburg.

Das Dorf, das 1974 nach Rottenburg eingemeindet wurde, hat eine alte lebendige Fasnacht, die sich durch eine entsprechende Erwähnung im Innsbrucker Landesarchivs zur Abgabe einer Fasnets-Hear im Jahre 1512 / 1513 sowie eine im Kiebinger Ortsarchiv aufbewahrte Gemeinderechnung urkundlich bis zum Jahre 1665 zurückverfolgen lässt.

Als nach dem letzten Krieg die alten, äusserst orginellen Fasnachtsgewänder immer weniger getragen wurden, entschlossen sich 1968 einige Bürger der Gemeinde zur Gründung der Butzenzunft Kiebingen. Butz ist die regionale Bezeichnung für eine vermummte Gestalt.

Alte HäserEin alter Fasnachtsbrauch, der nicht zuletzt auch durch den Wohlstand immer mehr verschwindet, hat sich in Kiebingen erhalten – der fasnächtliche Hausbesuch. Dabei versuchen die Hausbewohner, ihre maskierten Gäste zu erkennen. Gelingt ihnen das, dann werden die Narren bewirtet.

Wie in verschiedenen Narrenorten spielen auch in Kiebingen die Rekrutenjahrgänge im örtlichen Brauchleben eine Rolle. In Kiebingen veranstalten die 19- und 20 -jährigen alle zwei Jahre am Ostermontag ein Eierlesespiel. Die Eierleser haben die Aufgabe, am Fasnachtsdienstag den Umzug zu besorgen. Zwei Hauptmaskengestalten beherrschen an der Fasnet die Straßen des Dorfes:

Der Butz und der Teufel

ki_gr007Eine der beliebtesten Masken ist der Butz der früher sehr häufig, aber auch in den 50er Jahren noch vereinzelt bei der unorganisierten Straßenfasnet getragen wurde. Auffällig an ihm ist der spitze Hut und das Fleckleshäs. Kleine bunte Stoffetzen sind auf einen Leinenanzug genäht.

Die zweite Figur, die jetzt von der Kiebinger Butzenzunft in liebevolle Pflege genommen wurde, ist der Teufel mit seiner wilden, roten Zunge und den gefährlichen Hörnern: Ein Zeichen der Anarchie, das die sonst so ordentliche Kiebinger Welt wohltuend belebt.